Die Bezeichnung:
Den Begriff Schamane verwendet, außer in der westlichen Welt, kaum jemand. Selbst in Tuva, wo das Wort Schamane eigentlich herkommt, gibt es je nach Region unterschiedliche Bezeichnungen für den, der schamanisch praktiziert. Die Bezeichnung ist in den Regionen der Welt abhängig von den Aufgaben, die derjenige in der jeweiligen Kultur hat. Denn die Aufgaben des Schamanen (ich verwende der Einfachheit halber jetzt diese Bezeichnung und zwar sowohl für die Frau als auch für den Mann) unterscheiden sich mitunter sehr.
Nicht alle Schamanen sind z.B. auf Heilung spezialisiert, andere haben Aufgaben als Priester, viele, (aber nicht alle) betreiben Divination (Wahrsagen), andere beschränken sich auf die Arbeit mit den Ahnen und so weiter. Entsprechend unterschiedlich sind die örtlichen Bezeichnungen.
Das im nördlichen Europa verwendete Wort Völva/ Wala heißt soviel wie "Frau mit Stab", oder "Stab-Tragende Frau".
Berufung:
Genau so unterschiedlich wie die Bezeichnung ist auch der Weg um Schamane zu werden. Auch dort sind die lokalen Unterschiede groß. Eine Möglichkeit ist das vererben. Es gibt Kulturen, das geht das Amt an den eigenen Nachwuchs über. Kurz vor dem Tod überträgt der alte Schamane seine Kräfte an seinen Sohn/ seine Tochter, nachdem dieser eine lange Ausbildung bei ihm durchlaufen hat. Sehr verbreitet ist die Auswahl anhand äußerer Kriterien. Wenn jemand zum Beispiel öfter Krampfanfälle hat, gilt das als Zeichen der Geister, oder einen besonders markanten Körperbau und andere besondere Merkmale können zum Anlass genommen werden um als Schamane "erkannt" zu werden. Dann gibt es noch die Fälle in denen die Geister sich jemanden aussuchen. Das zeigt sich häufig in einer schweren Krise der entsprechenden Person. Diese geht oft mit einem Nahtoderlebniss einher. Während dieses Erlebnisses erleben die Betroffenen oft sehr klare Visionen. Hinterher haben sie keinen Zweifel mehr an ihrer Bestimmung. Es kommt auch vor, dass ein Schamane "einfach so" bei jemanden erkennt, dass er/ sie zum Schamanen bestimmt ist, bzw. die Fähigkeiten dazu hat. Seltener ist es, das jemand aus freien Stücken und aus eigenem Antrieb heraus den schamanischen Weg geht. Aber auch das gibt es.
Das das selten ist liegt vor allem daran, das die Tätigkeit als Schamane mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden ist. Zum einen ist da natürlich das Risiko bei schamanisch- magischen Tätigkeiten zu Schaden zu kommen (was durchaus vorkommt) zum anderen besteht in einigen Gegenden der Welt das Risiko bei einem Misserfolg von den eigenen Leuten verbannt oder auch getötet zu werden. Es kommt hinzu, dass Schamanen fast überall auf der Welt "nebenberuflich" tätig sind. Das heißt, sie müssen in der Regel selber für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Es ist allerdings fast überall üblich dem Schamanen entweder eine kleine Sachspende, etwas Geld oder Arbeitsleistung zu geben. So wird dem Schamanen, der im Alltag Bauer ist, bei der Feldarbeit geholfen, während er mit schamanischen Tätigkeiten gebunden ist. Die Sach- und Geldspenden dienen z.T. auch als Spende für die Geister/ Götter/ Ahnen.
Ausbildung:
Die Ausbildung zum Schamanen dauert überall auf der Welt über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte. Oft erhält der "Lehrling" regelmäßige Unterweisungen von seinem Lehrer, dazu Aufträge die zu erfüllen sind und er/ sie nimmt an den schamanischen Sitzungen des Schamanen teil. An die Arbeit mit den Geistern/ Göttern/ Ahnen wird er durch das sammeln praktischer Erfahrung herangeführt. Dazu erhält er zunehmend schwerere Aufgaben vom anleitenden Schamanen oder von den Geistern direkt. Wie das gesamte Schamanentum ist die Ausbildung sehr Praxis- und Erfolgsorientiert.
Während der Ausbildung durchläuft der Novize in der Regel mehrere Initiationsstufen. Bei jeder neuen erhält er/ sie eine neue Kraft oder Fähigkeit. Am Ende der Ausbildung erfolgt fast immer eine Einweihung und "offizielle" Einführung in das Amt. Dabei ist dann die gesamte Gemeinschaft versammelt.