…sind ein schwieriges Kapitel in meinem Leben.
Lange Zeit hatte ich keine Lösung für diesen scheinbaren Widerspruch, einerseits evangelisch getauft zu sein und eine tiefe Verbindung zu Gott und zu Jesus zu spüren und andererseits schamanisch aktiv zu sein.
Aus Sicht der offiziellen Kirchenlehre ist dieser Widerspruch auch nicht lösbar. Vieles von dem, was ich schamanisch mache und woran ich in diesem Zusammenhang glaube und erlebe, passt nicht in das klassische Weltbild der evangelischen und erst recht nicht der katholischen Kirche. Dabei ist vieles in der christlichen Glaubenspraxis durchaus schamagisch (magisch, schamanisch). Es werden ständig unzählige (magische) Rituale zelebriert, in der katholischen Kirche noch mehr als in der evangelischen Kirche. Ein magisches (oder schamanisches – man kann das schwer trennen) Ritual besteht immer aus denselben Grundelementen. Zunächst das Ziel (es muss einen guten Grund für das Ritual geben), die Intention und Motivation des ausführenden (dazu zählt auch die Befähigung ein solches Ritual durchzuführen) und die Wiederholung/ Gleichförmigkeit. All diese Dinge werden bei vielen Handlungen in christlichen Gottesdiensten erfüllt. Nehmen wir die Taufe als Beispiel: Ziel: Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinschaft, Bekenntnis zu Gott, Verbindung zu Gott (auf energetischer Ebene), Intention: Der Priester will das der Täufling zu christlichen Gemeinschaft gehört, ist dafür ausgebildet und initiiert (Ordination) und die immer gleiche Durchführung dieses Rituals seit sehr langer Zeit machen aus der Taufe ein sehr wirksames magisches Ritual!
Ebenso das Abendmahl (sogar mit Opferung!), die Segnung (einfach, aber bei guten Priestern für mich spürbar) und vieles andere.
Als schamanisch Praktizierender führe ich meine Rituale nach genau diesen Grundsätzen durch, nur mit anderer Intention.
Doch genauso wie ich an das Göttliche glaube und es erlebe, glaube und erlebe ich, das alles beseelt ist, das alles lebendig ist. Es gibt viele andere intelligente Wesen und wir sind mit Sicherheit nicht die Krone der Schöpfung (allerdings sind wir mehr, als viele Menschen so annehmen). Ich glaube an ein unsichtbares energetisches Netz, das alles mit allem auf der Welt verbindet. Wer weiß wie, kann darauf gewissen Einfluss nehmen. Ich erkenne auch andere Gottheiten und Religionen an. Es gibt viele hohe geistige Wesen die irgendwann, irgendwo als Gott verehrt wurden oder werden. Sie existieren für mich zweifellos, sind aber für mich nicht die Personifizierung des allumfassenden Göttlichen. Einige von ihnen mögen einen Teilaspekt vom großen, Göttlichen darstellen, andere sind/ waren eher niedere oder möglicherweise auch nicht- irdische Wesen. Der eine oder andere Gott entstand auch erst dadurch, dass viele Menschen an ihn/ sie geglaubt hat und so erst die nötige Kraft gegeben hat als göttliche Wesen in Erscheinung zu treten. Viele (alte) Gottheiten sind auch einfach die Personifizierungen von Naturgewalten.
Von den aktuellen großen Weltreligionen denke ich, dass die alle eh (fast) das Gleiche meinen. Man kann bei vielen einen sehr ähnlichen Hintergrund erkennen (erfühlen). Unterscheiden tun sie sich vor allen durch die unterschiedlichen Kulturen und dadurch dass Religion schon immer Instrumentalisiert wurde. Es sind also die Menschen, die die Unterschiede machen. Das tun sie vor allem dadurch, dass sie das, was die Religionen unterscheidet betonen und sich in ihrer Position vergraben und alles was anders ist, schlecht machen. Das ist ein Verhalten, das Menschen eh sehr gut beherrschen. Ein wenig mehr Einheitsgefühl würde allen gut tun. Das ist ein Grund warum ich zum Oneness Deeksha gehe, denn da geht es darum Einheit zu erleben. Einheit mit dem göttlichen, Einheit mit allem. Auch die Deeksha Bewegung ist nicht christlich im klassischen Sinne, dennoch ist es für mich in Ordnung. Mein Gefühl sagt mir es passt zusammen. Das ganze indisch- hinduistische ignoriere ich so weit wie möglich, denn die Deeksha Energie ist einfach göttlich neutral.
Wie kriege ich das nun alles unter einen Hut?
Das ist zum einen die Tatsache, dass ich meinen spirituellen und meinen schamanischen Weg ein Stück weit trenne. Das vereinfacht die Sache schon einmal. So ganz funktioniert das allerdings nicht, denn meine Spiritualität beeinflusst mein schamanische Tun und umgekehrt.
Das hat mich eine Zeit lang vor ernsthafte Probleme gestellt. Das führte soweit, dass ich mich beinahe vom Christentum ganz losgesagt hätte. Einmal habe ich das meiner Frau gegenüber sogar ausgesprochen. Doch bereits in dem Augenblick wusste ich, dass das nicht der richtige Weg ist. So einfach wollte ich es mir nicht machen. Doch wie dann?
Wer in schamanischen Kreisen aktiv ist, der bekommt oft zu hören, wie schlimm die Kirche ist, was sie alles den Menschen angetan hat und auch noch antut. Es herrscht oft eine regelrechte Christenfeindlichkeit. Es käme einem outing gleich in diesen Kreisen zu sagen, dass man an dem christlichen Glauben nah steht. Eine Ächtung wäre die Folge. Kommt einen das nicht bekannt vor?
Nun, Schamanisten arbeiten viel mit ihren Ahnen, achten und schätzen sie (ich auch). Doch leider tun viele so, als gäbe es unter ihnen nur Heiden. Die Ahnen der „Hardliner“ unter den schamanisch Praktizierenden waren natürlich alle schamanisch, magisch, heilkundlich, oder als (heidnische) Priester tätig. Christen waren nie dabei. (?)
Meiner Ansicht nach, schlägt man unzähligen Generationen seiner eigenen Ahnen damit ins Gesicht! Man ignoriert dadurch die Tatsache, dass hier in unseren Breitengraden die Menschen seit weit über tausend Jahren den christlichen Glauben haben. Die waren doch nicht alle blöd.
Ich halte es für unwahrscheinlich dass alle diese Vorfahren eine christliche Gehirnwäsche bekommen haben und sie nur unter Zwang zu Christen wurden und den Glauben über Generationen hinweg ausgeübt haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie davon wirklich überzeugt waren und sie aus diesem Glauben die Kraft geschöpft haben, die sie brauchten um eine schwere Zeit (das Mittelalter) zu durchstehen.
Leider hat sich allerdings im besagten Mittelalter die christliche Kirche sehr zum negativen gewandelt. Aus einer Gemeinschaft von Menschen mit demselben Glauben und Idealen (nämlich den christlichen Werten) wurde eine politische Institution. Der Glaube der Menschen wurde brutal missbraucht. Übermäßig harte Bußen, Ablassbriefe, Verfolgung Andersdenkender, der Hexenhammer, Kriege und endlose politische Machenschaften waren normal geworden innerhalb der Institution Kirche. Doch mit dem Glauben der einfachen Menschen hatte das nichts zu tun, der war ehrlich, aber leider stark beeinflusst. Ihnen wurde ein Weltbild gepredigt und für Wahr erklärt, dass nicht mit den eigentlichen christlichen Werten und den Worten Jesus konform war. Das Wort Gottes durfte nur von Kirchenleuten unter das Volk gebracht werden und die Gottesdienste fanden in Latein statt. Eine Bibel die jeder lesen konnte gab es bis zur Reformation nicht. Die Menschen mussten glauben, was man ihnen sagte und taten dies häufig auch. So entstand das Bild von einem mächtigen, strengen und strafenden Gott, der einen für ewig in die Hölle schickt, wenn man sich nicht an seine (oder besser die der Kirchenleute) Regeln hält. Statt der Liebe, regierte die Angst in den Köpfen der Leute und verängstigte Leute ließen sich gut führen.
Ein Prinzip dass auch heute noch sehr gut funktioniert. Nur ist es heute weniger die Angst vor einem strafenden Gott, sondern die Angst vor Terror, Krieg, Krankheiten oder einem Weltuntergang die künstlich geschürt wird um die Menschen gefügig zu halten. Denken Sie einmal darüber nach.
Es kann schon sein, dass in dieser Zeit Menschen sich nur zum christlichen Glauben bekannt haben um ihre Ruhe zu haben. Mit Sicherheit war das aber nicht die Mehrheit.
Problematisch sehe auch ich, dass die christliche Kirche alles an altem Wissen und altem Glauben versucht hat auszulöschen. Viele überlieferte gute Traditionen wurden verboten, darunter auch ein Großteil der bereits weit entwickelten Heilkunde, der Magie und auch der Schamanismus (den es hier unter anderen Namen auch gab). Nur wenig vom alten Wissen hat überlebt und das auch nur christlich eingefärbt und ausgeübt von Mönchen, Nonnen oder einigen mutigen Priestern. Vermutlich hatten die Machthaber dieser Zeit einfach Angst vor diesen Dingen weil sie funktioniert haben.
Alles in allem hat die Institution Kirche über die Jahrhunderte sehr viel Schaden angerichtet. Vieles ist wegen diesen Taten unwiederbringlich verloren. Doch ich sage es noch einmal in aller Deutlichkeit: Mit dem Glauben an sich hat das nichts zu tun. Der Kern, die Essenz des christlichen Glaubens ist die Liebe.
Ein Bibelzitat sei mir in dem Zusammenhang erlaubt: Gott ist Liebe – und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott – und Gott in ihm.
So nebenbei: Häufig wird ein „Amen“ an Gebete und Bitten angeschlossen. Das ist sehr schamanisch! Amen bedeutet in etwa: „So sei es“ und das ist in Ritualen und Zaubereien ein häufig verwendeter Abschusssatz.
Zusammenfassend kann ich für mich also sagen: Ja, ich bin getaufter Christ und finde das auch gut so und trotzdem bin ich schamanisch aktiv. Ich habe mein animistisches Weltbild (das übrigens auch von Haus aus einen großen Schöpfergott kennt), zaubere, rede mit Baumgeistern und anderen Naturwesen und noch vieles mehr und es beißt sich nicht. Im Gegenteil würde ich sogar sagen. Seitdem ich mich innerlich wieder zu meinem Glauben bekenne, fühle ich mich auch schamanisch stärker und irgendwie besser geschützt.
Sehr bei meinem Weg geholfen hat mir das Buch „Schamanische Heilung“ von August Thalhamer. Er ist ehemaliger katholischer Priester, Psychologe und Schamane! Danke für dieses Buch!
Ich muss aber eingestehen, dass ich kein praktizierender Christ bin. Mit den Gottesdiensten kann ich nur wenig anfangen. Ich lebe meinen Glauben im Stillen für mich. Das ist vielleicht nicht ganz im Sinne des Erfinders, aber immerhin mache ich es. Ich bete oft für andere und für mich, ich danke oft und ich verbinde mich, soweit es mir möglich ist, oft mit dem Göttlichen. Als Zeichen dieser Verbindung zu Jesus habe ich ein Amulett in Form eines Fisches hergestellt. Das Kreuz und die damit Verbundenen Energien sagen mir nicht so zu. Ich erlaube mir vom christlichen Glauben nur das anzunehmen, was für mich persönlich stimmig ist. Das Jesus alles Leid der Menschen auf sich genommen und uns so erlöst hat gehört für mich nicht dazu. Ausgerechnet dieses Kernelement…..na ja…ich bin wohl doch kein richtiger Christ….